Künstliche Intelligenz im Bereich Architektur und Immobilien

Künstliche Intelligenz macht Spass (uns zumindest) – die Tools machen ganz allgemein effizient, helfen Entscheidungen zu treffen und inspirieren für Texte, Bilder, Designs und Konzepte. Und im Bereich Architektur und Immobilien? «KI ist ein entscheidender Faktor für die Zukunft der Architektur und Immobilienwirtschaft, indem sie Innovationen fördert, Effizienz steigert, nachhaltige Praktiken unterstützt und das Kundenerlebnis verbessert.» Sagt ChatGPT selbst. Ziemlich selbstbewusst, aber wohl wahr.

Welche Tools sind besonders geeignet? Zuerst sind es einmal die üblichen Verdächtigen wie Bard, ChatGPT, Dall-E, Midjourney und Stable Diffusion. Wenn es um spezifischere Architektur-Anwendungen für beispielsweise Generatives Design geht, sind es wiederum «übliche Verdächtige» wie Autodesk, Rhino, Grasshopper, etc.

Unser Titelbild macht weiter deutlich, dass es nicht nur auf den Prompt, also den Befehl ankommt, der zu den Ergebnissen führt, sondern es vor allem auch auf die Daten ankommt, auf welche die Tools zurückgreifen. Das linke Bild des Titelbilds haben wir mit Midjourney generiert, das rechte mit Stable Diffusion – mit dem exakt gleichen Prompt.

Und was liefert Dall-E zu diesem Prompt? Auffällig, die vielen Strassen?

Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz

Dr. Nikodem Szumilo, Associate Professor für Wirtschaft und Finanzen der gebauten Umwelt an der Bartlett School of Sustainable Construction, hielt vor Kurzem eine vom CUREM organisierte Public Lecture zum Thema «AI in Real Estate». Die folgende Übersicht zeigt unter anderem die Hauptchance und auch -gefahr, die wir gleich anschliessend mit einem kurzen Analyse-Task selbst erfahren haben.

Die Schnelligkeit und «Produktivität», die wir erreicht haben, war sehr beeindruckend – aber eben auch die Fehleranfälligkeit bei einem etwas komplexeren Prompt, siehe Antworten von ChatGPT und Bard.

Kurz-Analyse zu Nettomieten und Renditen in Schweizer Städten

Unser Prompt lautete:

«In welcher Stadt der Schweiz lassen sich aktuell die höchsten Nettomieten für Wohnungen erzielen? Setze sie in Relation zu den Kaufpreisen und nenne mir die Top 5.»

Die Antwort dazu von ChatGPT (mit Web-Quellenangaben, da inzwischen nicht nur Bard, sondern auch ChatGPT in Echtzeit auf Webinhalte zugreifen kann):

Für die Schweiz im Jahr 2023 sind folgende Städte hervorzuheben:

  1. Zürich: Zürich verzeichnet hohe Kaufpreise für Immobilien, mit durchschnittlich CHF 14.049 pro Quadratmeter. Dies ist der höchste Wert in der Schweiz. Zürich erlebte auch eine signifikante Steigerung der Immobilienpreise zwischen 2021 und 2022.
  2. Genf: Genf hat die höchsten Durchschnittsmieten in der Schweiz, mit CHF 31,91 pro Quadratmeter. Die Stadt zeigt auch eine starke Preisdynamik im Immobilienmarkt.
  3. Lausanne: In Lausanne befindet sich die Postleitzahl 1000, die mit einer Rendite von 4,14 % als die renditestärkste in der Schweiz gilt. Dies deutet auf eine hohe Nachfrage nach Wohnraum in dieser Gegend hin.
  4. Bern: Bern erlebte zwischen 2021 und 2022 die stärkste Inflation auf Immobilienpreise, mit einem Anstieg von 5,09 %. Die Stadt zeigt eine starke Preisdynamik, die sowohl Kauf- als auch Mietpreise beeinflusst.
  5. Basel: Basel-Stadt verzeichnete zwischen 2021 und 2022 die höchste Inflation auf Immobilienpreise im Kanton, mit einem Anstieg von 1,9 %. Dies spiegelt eine starke Nachfrage und eine dynamische Preisentwicklung wider.

Diese Informationen stammen aus Analysen und Schätzungen von verschiedenen Quellen, einschliesslich des Bundesamtes für Statistik, HelloSafe, Real Advisor und PriceHubble. Sie bieten einen Überblick über die aktuellen Trends auf dem Immobilienmarkt in der Schweiz und zeigen, dass in Städten wie Zürich, Genf, Lausanne, Bern und Basel sowohl die Kauf- als auch die Mietpreise tendenziell hoch sind und sich dynamisch entwickeln​​​​​​.

Bard spuckt zum gleichen Prompt folgende Tabelle aus:

Um sich eine schnelle Übersicht über Dimensionen und Relationen zu verschaffen, ist Künstliche Intelligenz sicher ein guter Einstieg, wo man schnell und verlässlich präzise Informationen erhält, muss man nach wie vor selbst wissen.

Nikodem Szumilo fasste es auf der folgenden Folie treffend zusammen: «Faster but not always better». «Menschliches» Know-how und Erfahrung sowie Qualitätskontrolle bleiben das A und O beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Wo liegt das Potential für Architektur und Immobilien?

Das Potential ist riesig – auch wenn sich wie vorhin bei der Informationsbeschaffung gezeigt hat – gibt es nach wie vor viel für Menschen zu tun. Trotz Machine Learning und Generativer KI. Die meisten Dinge, die wir hier zusammengetragen haben, sind heute schon möglich. Durch Künstliche Intelligenz erhalten sie in vielen Fällen einen riesigen Schub in der Produktivität.

Künstliche Intelligenz (KI) im Bereich der Architektur

  • Entwurfsunterstützung: KI kann Architekten bei der Konzeptentwicklung unterstützen, indem sie Tausende von Designoptionen schnell generiert und optimiert. Dies ermöglicht es, innovative und effiziente Lösungen zu erkunden, die manuell vielleicht übersehen worden wären.
  • Energieeffizienz und Nachhaltigkeit: KI-Systeme können helfen, Gebäude energieeffizienter zu gestalten. Sie analysieren zahlreiche Variablen wie Klima, Materialien und Gebäudeausrichtung, um die Energieeffizienz zu maximieren und die Umweltbelastung zu minimieren.
  • Strukturelle Analyse und Simulation: KI kann komplexe strukturelle Berechnungen und Simulationen durchführen, um die Stabilität und Sicherheit von Gebäuden zu bewerten. Dies umfasst die Analyse von Belastungen, Winddruck und Erdbebensicherheit.
  • Datenanalyse und Nutzungsplanung: Durch die Analyse von Nutzungsdaten kann KI dabei helfen, die Raumgestaltung und Funktionalität eines Gebäudes zu optimieren, um den Bedürfnissen der Nutzer besser gerecht zu werden.
  • Automatisierte Dokumentation und Compliance-Überprüfung: KI-Tools können automatisch Bauzeichnungen und Dokumentationen erstellen und überprüfen, ob diese den geltenden Bauvorschriften und Standards entsprechen.
  • Vorhersage von Baumaterialbedarf und -kosten: KI kann bei der Kostenschätzung und Materialplanung helfen, indem sie genaue Vorhersagen über den benötigten Materialbedarf und die damit verbundenen Kosten macht.
  • Facility Management und Wartung: Im Gebäudemanagement kann KI zur Überwachung von Gebäudezustand und -leistung eingesetzt werden, um vorbeugende Wartungsarbeiten zu planen und so Ausfallzeiten und Reparaturkosten zu minimieren.
  • Kundeninteraktion und Präsentation: KI-basierte Tools können interaktive Präsentationen und virtuelle Realität (VR) Erlebnisse schaffen, die es Kunden ermöglichen, ein Design vor der Fertigstellung zu erleben.
  • Integration von Smart-Home-Technologien: Bei der Planung von Wohngebäuden kann KI helfen, Smart-Home-Systeme und automatisierte Elemente nahtlos in das Design zu integrieren.
  • Indem KI komplexe Daten analysiert und neue Möglichkeiten für Design und Konstruktion eröffnet, trägt sie dazu bei, die architektonische Praxis effizienter, innovativer und nachhaltiger zu gestalten.

Paradigmenwechsel im Designprozess durch KI

Der Londoner Architekt Tim Fu arbeitete früher für Zaha Hadid Architects und spezialisiert sich heute mit seinem eigenen Büro auf einen AI-getriebenen Gestaltungsprozess: «Unser Team hat das Ziel, Pionierarbeit für ein KI-gesteuertes Architekturbüro zu leisten, um generatives Design und Automatisierung voranzutreiben.» Tim Fu sieht KI in der Architektur nicht nur als blosses Werkzeug: «KI ist nicht nur ein weiteres Werkzeug; Es ist ein Paradigmenwechsel. Während neue Modellierungswerkzeuge unsere Fähigkeiten erweitern, wird die Integration von KI unseren gesamten Denkprozess neu definieren.»

Folgende Bereiche der Architektur werden durch KI stark verändert:

Künstliche Intelligenz (KI) in der Immobilienbranche

  • Marktanalyse und -prognosen: KI-Systeme können grosse Mengen an Marktdaten analysieren, um Trends zu erkennen und zukünftige Marktentwicklungen vorherzusagen. Dies hilft Investoren und Immobilienfachleuten bei der Entscheidungsfindung.
  • Immobilienbewertung: KI kann dazu verwendet werden, genaue Immobilienbewertungen zu erstellen, indem sie historische Transaktionsdaten, aktuelle Marktbedingungen und verschiedene Eigenschaften einer Immobilie berücksichtigt.
  • Personalisierte Kundenempfehlungen: Mithilfe von KI können Immobilienunternehmen massgeschneiderte Immobilienvorschläge für Kunden basierend auf deren Präferenzen und vergangenen Suchverhalten bieten.
  • Automatisierung von Routineaufgaben: KI kann zur Automatisierung von Verwaltungsaufgaben wie der Dateneingabe, dem Vertragsmanagement und der Kundenkommunikation eingesetzt werden, was Zeit spart und die Effizienz steigert.
  • Virtuelle Touren und Staging: KI-gestützte Technologien ermöglichen realistische virtuelle Touren und das Staging von Immobilien, wodurch potenzielle Käufer eine Immobilie virtuell erleben können, ohne physisch anwesend sein zu müssen.
  • Erkennung und Wartung von Gebäudeproblemen: KI kann in Smart-Home-Systemen eingesetzt werden, um Probleme wie Leckagen oder Energieverschwendung zu erkennen und rechtzeitig Wartungsarbeiten zu planen.
  • Risikomanagement: KI-Tools können dazu beitragen, Risiken bei Immobilieninvestitionen zu bewerten, indem sie Faktoren wie Standortrisiken, Marktschwankungen und Kreditwürdigkeit analysieren.
  • Chatbots und Kundenservice: KI-basierte Chatbots können Kundenanfragen rund um die Uhr beantworten und Informationen über Immobilien bereitstellen, was den Kundenservice verbessert.
  • Energieeffizienz und Nachhaltigkeit: KI kann in der Gebäudeverwaltung eingesetzt werden, um den Energieverbrauch zu optimieren und nachhaltige Praktiken zu fördern.

Insgesamt trägt der Einsatz von KI in der Immobilienbranche dazu bei, Prozesse zu beschleunigen, fundiertere Entscheidungen zu treffen und den Kunden ein besseres Erlebnis zu bieten.

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