Worum geht’s? Blockchain und NFTs halten Einzug in die Landwirtschaft. Neben anderen Technologien wie digitales Wassermanagement, 5G, Drohnen und IoT. Mit welchem Mehrwert? Welche Technologien sind für die Landwirtschaft der Zukunft von Bedeutung – und: Brauchen wir nun mehr oder weniger «Natur» in der Landwirtschaft? Und können wir durch Technologie das Verständnis für Landwirtschaft, Lebensmittel und Nachhaltigkeit fördern?
Am Event «Technology meets Wine» stellten Inacta/Tokengate das NFT-Projekt NFGrapevine vor. Dabei geht es um crowd-owning bzw. -investing einer/in eine Parzelle eines Weinbergs mittels NFTs. Kombiniert mit einem technologisch-nachhaltigen Approach an die Weinproduktion.
«At #NFGrapevine, we believe in technology to support a sustainable, resilient and traceable future for wine making.», heisst es auf der Website von nfg.wine. Dass es dabei nicht nur um eine technische Spielerei geht, darauf deuten die vielen Kooperations- und Unterstützungspartner wie die ZHAW, Innosuisse und pom+ hin.
Ist es nun aber ein Investment im klassischen Sinn mit einem messbaren Return – oder eben viel mehr doch digitale Solidarische Landwirtschaft (mehr Infos zu einem Beispiel von Solidarischer Landwirtschaft)? Einer meiner Gesprächspartner an diesem Abend hatte eine klare Meinung zu ersterem: «Ohne Mehrwert». Ich finde das Projekt aus Sicht Nachhaltigkeit interessant. Dass man aber NFTs braucht, um Rechte daran zu verbriefen? Eher nicht.
NFT in der Landwirtschaft: now and then
NFT in der Landwirtschaft gibt es schon länger. Nur heisst NFT auch Nährstoff-Film-Technik oder nutrient film technique und meint ein Hydrokultursystem, welches einen konstanten Wasserfluss entlang der Wurzeln erzeugt, der einen Nährstoff-reichen Film um die Wurzeln bildet. Die NFT verbraucht wenig Wasser und lässt Pflanzen relativ schnell wachsen. Bio wird es aber dadurch auch nicht, da es dafür Erde für die Pflanzen braucht.
Wie passen NFTs und Nachhaltigkeit zusammen?
Und nun also die neue Art NFT oder Non-Fungible Tokens. Helfen NFTs, nachhaltig in Landwirtschaft zu investieren? Zuerst einmal nicht, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher NFT über die Lebensdauer ca. 211 kg CO2 in die Umwelt freisetzt. Ein Baum gleicht 60 kg CO2 aus, was bedeutet, dass mindestens 3,52 Bäume erforderlich sind, um die Emissionen eines NFTs auszugleichen. Damit könnte ein landwirtschaftliches NFT-Projekt gleich mit einem Agroforst kombiniert werden.
#NFGrapevine mit nachhaltigen Ideen
#NFGrapevine bedient sich nicht nur NFTs, um Rechte an der Parzelle des Weinguts in Visperterminen/Wallis und deren Ertrag zu verbriefen, es gibt einen ganzen Strauss an Technologien, die dieses Weingut zukunftssicher machen soll. Dazu gehören die Feuchtigkeitsmessung und Bewässerung mit IoT und verschiedenen Sensoren. Die konstante Wettermessung und der Einsatz von Drohnen für die Überwachung der Gesundheit und weiterer Parameter des Weinbergs.

Farmy.club und andere
NFTs für die Landwirtschaft und den Umweltschutz gibt es schon seit einigen Jahren. Seit 2021 kann österreichischer CryptoWine als NFT gekauft werden. «Using the power of crowd-farming, Farmy offers an alternative funding platform allowing farmers to easily and quickly acquire capital or sell their farmlands. Investors from around the world can now buy a piece of farmland for as little as $50, through fractional NFTs backed by a physical plot of land.», schreibt der farmy.club über die Idee, Ackerland zu tokenisieren. Der WWF Deutschland ging mit den «NFAs: Non-Fungible Animals» neue Wege und ermöglichte NFT-Investments in den Artenschutz durch Kunstwerke zu besonders gefährdeten Tierarten. Gault&Millau setzte unter dem neuen Eigentümer-Verlag Henris mit der «Gault&Millau by HENRIS NFT Collection» einen drauf und den Mix aus Kunst, Wein und Technologie Marketing-technisch in Szene. Zu Kunstwerken der Serie «Timeless Spaces» von Yves Peitzner gibt’s den passenden Wein – natürlich verbrieft in NFTs. Ob das Sinn macht – wer weiss. Schön umgesetzt, ist es.
Gamechanger Blockchain?
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen/FAO schreibt zum Potential der Blockchain für die Landwirtschaft: «When it comes to producing food for human consumption, feed for livestock or timber for homes, traceability and transparency ensure that we know that such products come from a safe source or that materials are from a sustainable provider, enhancing food safety and making recalls easier. FAO is mainly involved in making sure there’s high-quality data to support transparency, traceability and sustainability claims for every food commodity.»
Die Kaffee-Blockchain als Beispiel ist ein weiteres Projekt, an dem die ZHAW beteiligt ist. «Die Kaffee-Blockchain wird Informationen zur Qualität und Nachhaltigkeit des Kaffee-Wertschöpfungssystems enthalten und es den Konsumenten und Händlern ermöglichen, sich transparent über Produktnachhaltigkeit zu informieren.»
Die deutsche Unternehmensberatung PALTRON sieht in der Blockchain nicht weniger als «Ein Wendepunkt für Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit» für folgende Bereiche und Industrien:
- Soziale Gerechtigkeit und der Aufstieg von ReFi
- Management von Energie und Emissionen
- Agrarwirtschaft und Biodiversität
- Nachverfolgbarkeit im Dienste der Nachhaltigkeit – Lieferkette trifft Blockchain
- Kreislaufwirtschaft und Materialkreislauf
Und last but not least, eine Frage von uns dazu an ChatGPT:
Brauchen wir mehr Technologie, um nachhaltiger zu leben?
Die Frage, ob wir mehr Technologie benötigen, um nachhaltiger zu leben, ist Gegenstand von Debatten und unterschiedlichen Ansichten. Hier sind einige Punkte zu berücksichtigen:
Technologie als Lösungsanbieter: Technologische Innovationen können dazu beitragen, Umweltprobleme anzugehen und nachhaltige Lösungen zu bieten. Beispielsweise können erneuerbare Energien, Energieeffizienztechnologien und umweltfreundliche Produktionsmethoden dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft, grünen Mobilität und landwirtschaftlichen Praktiken können ebenfalls zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen.
Abwägung von Kosten und Nutzen: Bei der Bewertung des Einsatzes von Technologie zur Nachhaltigkeit ist es wichtig, die Kosten und den Nutzen zu berücksichtigen. Einige Technologien können hohe Investitionen erfordern und möglicherweise nicht sofort rentabel sein. Es ist wichtig, die langfristigen Vorteile im Hinblick auf Umweltauswirkungen, Ressourcenschonung und langfristige Kostenersparnis zu bewerten.
Technologische Abhängigkeit und Rückkopplungseffekte: Es besteht die Gefahr, dass eine übermäßige Abhängigkeit von Technologie zu neuen Problemen führen kann. Zum Beispiel können die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von High-Tech-Geräten negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Darüber hinaus können Technologien unvorhergesehene Rückkopplungseffekte haben, bei denen die Lösung eines Problems neue Herausforderungen schafft.
Soziale und strukturelle Veränderungen: Nachhaltigkeit erfordert nicht nur technologische Lösungen, sondern auch soziale und strukturelle Veränderungen. Es geht um Veränderungen im Verbraucherverhalten, politische Maßnahmen, Bildung und Bewusstseinsbildung. Technologie kann diese Veränderungen unterstützen, aber sie allein kann keine umfassende Nachhaltigkeit gewährleisten.
Insgesamt ist es wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu verfolgen, der Technologie als Werkzeug zur Unterstützung nachhaltiger Praktiken betrachtet, aber gleichzeitig die Komplexität des Nachhaltigkeitskonzepts anerkennt und ganzheitliche Lösungen fördert. Technologie kann Potenzial haben, aber sie sollte im Einklang mit anderen Ansätzen und Prinzipien angewendet werden, um eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen.
0 Kommentare