Die inzwischen weltweit vierstellige Anzahl an Property Technology Firmen, sogenannte PropTechs, zeigt, dass wir es hier mit einer jungen und schnell wachsenden Nische bzw. Teilbranche zu tun haben. Einige wenige von ihnen sind schon grösser und deutlich professioneller geworden. Gleichzeitig gibt es aber auch bei vielen PropTechs so manch‘ typische «Kinderkrankheit» zu diagnostizieren.
«Tu Gutes und rede darüber» – ein weiser Spruch der Grossmama oder einfach nur ein geflügeltes Wort der PR- und Kommunikationsbranche? Gerade jetzt zur Advents- bzw. Weihnachtszeit wird der Satz gerne benutzt – vor allem auch in den sozialen Business-Medien, wie etwa LinkedIn oder Xing, verstärkt zum Spenden aufgerufen: «Ich haben einen Baum in Afrika gepflanzt», «Mit meinem Beitrag unterstütze ich Hilfsorganisation XYZ» oder «Wir supporten mit einem Teil der Einnahmen die darbende Kulturbranche», ist dort auf Firmen- und Unternehmer*innen-Posts zu lesen. Stecken hinter wohl publizierten Wohltätigkeiten eventuell nur (ver)hohle(ne) Werbemassnahmen?
Sei’s drum: Der Satz «Tu Gutes und rede darüber», der war ja eigentlich einmal ein Buchtitel eines gewissen Autors namens Georg-Volkmar Graf Zedtwitz-Arnim. Der einstige Kommunikationschef bei BASF veröffentlichte sein vollmundiges Werk erstmals im Jahr 1961. Es ist teils noch heute ein klassisches PR-Handbuch für die Wirtschaft. Doch bei den heute technologisch versierten Jungunternehmern, welche sich die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft auf die Fahnen geschrieben haben, ist das Fach Public Relations weitgehend unbekannt bzw. das weite Feld der professionellen Kommunikation (gleich ob intern oder extern) noch nicht bestellt.
Das Gegenteil von «too big to fail»
Klar: Der Business Case will beim Start-up erst einmal beschrieben und perfektioniert sein. Die Skalierung möglichst professionell und erfolgreich ablaufen. Denn: Die erste Finanzierungsrunde lugt ums Eck, Geber*innen von Venture Capital wollen umgarnt, überzeugt und gewonnen werden. Damit das Unternehmenswachstum möglichst schnell exponentiell werden mag. Andere PropTechs wiederum beschreiten schon bald den Pfad der Kooperationen und Kollaborationen – mit ähnlich grossen Kleinen oder mit den ganz Grossen. «Nur gemeinsam sind wir stark», heisst es da, und man spricht von «sinnvollen Synergien» oder «klassischer Win-Win-Situation».
Ja, Zusammenarbeit tut dringend Not, gerade auch jetzt in Pandemie- oder in Krisenzeiten. Vor allem genau dann, wenn der Geschäftszweck eines Start-ups nur einen kleinen bestimmten Bereich einer Branche oder der Wertschöpfungskette anvisiert. Das ist dann das Gegenteil von «too big to fail» (=Systemrelevanz), nämlich «too small to survive» (=Systemirrelevanz). Denn: Nur eines von zehn jungen Unternehmen überlebt (vgl. auch Artikel „Warum Start-ups so oft scheitern“)1 schreibt am Ende schwarze Zahlen und macht Gründer, Anteilseigner und Kapitalgeber glücklich.
Keine Angst vor der Presse
Vermutlich ist es auch nur jedes Zehnte der heutigen Startups in der Bau- und Immobilienbranche, das früh genug erkennt, dass neben Kooperationen und Kollaborationen auch die Kommunikation ein Unterstützer, oder besser: ein Business Booster, sein kann. So hiess es beim PR-Graf Zedtwitz-Arnim im Jahr 1961, also weit vor unserem Digital-Zeitalter, über das bekannte Hamburger Nachrichtenmagazin und dessen Textschreiber: «Der SPIEGEL ist immer bereit, in aller Ausführlichkeit und mit großem Sachverstand über technische Phänomene zu berichten. (…) Auch SPIEGEL-Redakteure sind Menschen und dem überzeugenden Wort zugänglich.»2 Es gilt noch heute: Kommunikation ist nicht alles, aber ohne Kommunikation kann alles schnell nichts sein.
1 Quelle: Tages-Anzeiger vom 26. November 2019
2 Quelle: DER SPIEGEL Nr. 50/1961
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