Sommerliche Temperaturen und erhitzte Gemüter in Berlin: Der Tag der Immobilienwirtschaft des ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss), Spitzenverband der Immobilienbranche in Deutschland, diskutierte in der vergangenen Woche vor allem über den Berliner Wohnungsmarkt, über Mietpreisdeckel und Enteignungsforderungen.
Mitte Juni beschloss der Senat in Berlin die Einführung eines sogenannten Mietendeckels, der für die kommenden fünf Jahre, so die Hoffnung der Initiatoren, für stabile Verhältnisse sorgen soll. Sprich: Mieterhöhungen nur noch in Ausnahmefällen. Neubauprojekte sind von der Regel ausgenommen. Doch das Bestreben der rot-rot-grünen Landesregierung aus SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen mit dieser Massnahme Zuwachsraten von teils 100 Prozent bei den Wohnungsmieten in den vergangenen Jahren zu stoppen, wird wohl letztlich vor ein Bundesgericht kommen. Mutmasslich sogar vor die höchste Stelle, vor das Bundesverfassungsgericht.
Öl ins Feuer goss kurz vor der Senatsabstimmung Mitte Juni noch der Eigentümerverband Haus & Grund: Dieser riet allen Hauseigentümern und Wohnungsvermietern, jetzt doch noch mal schnell an der Mietschraube zu drehen, ehe der Mietpreisdeckel mit grossem Knall zuschlägt. Perfekt war die Konfrontation, hüben wie drüben, bei Mietern wie Vermietern, bei der Politik, der Öffentlichkeit und der Privatwirtschaft. Ein Aufreger-Thema par excellence, mediale Aufmerksamkeit war garantiert – und dann trifft sich wenige Tage später die Immobilienbranche am «Tag der Immobilienwirtschaft» in der Berliner Verti Music Hall zum Stelldichein unter dem Motto «Miteinander statt gegeneinander».
Was kam, waren grosse Transparente und verbale Proteste von Demonstranten samt grossem Polizeiaufgebot vor der Halle und kühle(nde) Getränke für die Kongressteilnehmer in der Event-Halle. Viel Lärm um nichts, mag man denken, vor allem auch angesichts der Grussworte und der wenig konkreten Bekundungen politischer Entscheidungsträger aus der Bundesregierung. Beim ZIA-Tag am Nachmittag zugegen waren: Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), die neue Baustaatssekretärin Anne Katrin Bohle (parteilos) aus dem Ministerium von Horst Seehofer (CSU) und der parlamentarische Staatssekretär Oliver Wittke (CDU) aus dem Wirtschafts- und Energieministerium von Peter Altmaier (CDU).
Was also blieb vom Tag in Berlin? – Vor allem der Vormittag! Denn da hatte der ZIA wieder seine heisse und glühende «Innovationsschmiede» angesetzt. Dort wurde engagiert diskutiert, neue Ideen präsentiert und der inzwischen dritte Innovationsbericht des Interessenverbands der deutschen Immobilienwirtschaft vorgelegt. 16 Best-Practice-Beispiele zeigen darin, wie konkret, wie modern und wie zukunftsorientiert die Branche auch sein kann. Erstmals wurden drei «Digitale Köpfe» der Immobilienbranche für ihr Engagement, ihren Einfallsreichtum und ihr Gespür von der deutschen Fachzeitschrift «Immobilienwirtschaft» und dem Unternehmen Blackprintpartners gekürt. Ihre Namen: Gerald Kremer von Credit Suisse Asset Management Global Real Estate in der Kategorie Corporates, Moritz Ertl von der Nunovo Immobilienverwaltung GmbH (Kategorie KMU – Kleine und mittelständische Unternehmen) sowie Enrico Kürtös von Inreal Technologies im Bereich PropTech. Martin Rodeck, Leiter und Moderator der «Innovationsschmiede» und Vorsitzender des ZIA Innovation Think Tanks sowie Deutschland-Geschäftsführer von EDGE Technologies, fasste es so zusammen: «Innovation ist in der Immobilienwirtschaft angekommen, und zwar über alle Unternehmensgrössen hinweg, von Startups über junge, kleinere Unternehmen bis hin zu den grossen und etablierten Playern.» Wären doch nur Bundesminister und Staatssekretäre schon am Vormittag zum ZIA-Tag gekommen, um die Akteure der Branche zu treffen…
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