Wohin steuert Deutschland? – Ein Rückblick auf den Immobilienkongress «Quo Vadis 2019»

22. Februar 2019

Rund 440 deutsche Immobilienentscheider und Politiker trafen sich im Hotel Adlon in Berlin, um engagiert über die Zukunft der Städte und Gebäude sowie über die Branchentrends zu diskutieren.

Das Vorspiel zum Quo Vadis-Kongress 2019 in Berlin stand Mitte Februar ganz unter dem Zeichen der Politik: Die frisch gewählte neue CDU-Vorsitzende Annegret Kamp-Karrenbauer, oder einfach kurz AKK genannt, eröffnete am Vorabend des Immobilienbranchentreffens im Hotel Adlon mit einer gelungenen Rede zum Thema «Wohlstand für alle?! – Neue Herausforderungen für ein altes Versprechen». Dabei gab sie gleich zu Beginn offen und ehrlich zu Protokoll: «Es gehört zur heutigen politischen Realität, dass Wirtschaftspolitik keine Blackbox mehr ist, nicht mehr nur für sich steht und signifikant von außenpolitischen Entwicklungen abhängig ist.» Im übervollen Kaisersaal der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft (DPG) gelang ihr auch der Schwenk zur Bau- und Immobilienbranche: «Auch die Immobilienwirtschaft ist vor diesen weltpolitischen Entwicklungen nicht gefeit.» Es brauche daher ein starkes, unabhängiges Europa, um einen stabilen Markt weiterhin im globalen Kontext erhalten zu können, so die Schlussfolgerung von AKK, die in ihrer neuen Rolle als Parteivorsitzende in die grossen Schuhe von Bundeskanzlerin Angela Merkel geschlüpft war.

Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen

Auch der Rat der Weisen der Immobilienwirtschaft in Deutschland legte im Anschluss wieder termingerecht zum von Heuer Dialog organisierten Jahreskongress sein Frühjahrsgutachten vor. Die Immobilienweisen gehen davon aus, dass die eingetrübten konjunkturellen Aussichten erste Spuren auf dem bis dato sehr gut laufenden deutschen Immobilienmarkt hinterlassen werden. Bei den gewerblichen Transaktionszahlen dürfte 2018 die Spitze erreicht worden sein. 2019 werde sich das Investitionsvolumen in deutsche Gewerbeimmobilien aufgrund der erwarteten Eintrübung der Konjunktur voraussichtlich reduzieren, so die Erwartung der Experten. Aktuell wirkten sich die ökonomischen Rahmenbedingungen noch günstig auf die grössten 127 Büroimmobilienmärkte in Deutschland aus: Positive Konjunkturzahlen und Beschäftigungsgewinne haben nicht nur 2018, sondern konstant über die vergangenen Jahren die Nachfrage nach Büroflächen sukzessive erhöht. Diese positive Einstellungsbereitschaft der heimischen Arbeitgeber werde auch 2019 anhalten, sagte Andreas Schulten, Generalbevollmächtigter der Bulwiengesa AG, und Mitglied im Rat der Weisen der Immobilienwirtschaft des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Damit setze sich der seit einigen Jahren positive Trend der Beschäftigungsentwicklung fort und die Nachfrage nach Büroflächen dürfte auch 2019 erfreulich bleiben.

Rekordwerte beim Kaufpreisfaktor

Auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt zeichnen sich indes weitere Preisanstiege ab. Die Renditen im Wohnimmobiliensegment sind dagegen durch die im Vergleich zum Mietanstieg stärkeren Kaufpreissteigerungen weiter gesunken. Die mittlere Bruttoanfangsrendite (Medianwert) erreichte 2018 (erstes bis drittes Quartal) in München 2,7 %. Das entspricht, man lese und staune, knapp 37 Jahresnettokaltmieten. Knapp dahinter folgt Berlin mit einer Bruttoanfangsrendite von 2,8 %. In Stuttgart liegt sie bei 3,3 %, in Frankfurt und Hamburg je bei 3,4 %. In Köln und Düsseldorf sind mit 3,7 und 3,9 % unter den deutschen A-Städten noch die höchsten Renditen zu erzielen. «Eine grundlegende Trendumkehr ist auch im elften Jahr des aktuellen Zyklus nicht absehbar», so das Fazit der Immobilienweisen. In Anbetracht der anhaltenden Angebotsknappheit dürfte sich der Preisauftrieb am deutschen Wohnimmobilienmarkt auch in diesem Jahr weiter fortsetzen. Insbesondere in den Ballungsräumen sei von einem weiteren deutlichen Anstieg bei den Kaufpreisen auszugehen.

«Allmählich schwindender Optimismus» Die deutsche Immobilienwirtschaft werde gesamthaft zunächst weiter von günstigen Finanzierungsbedingungen, einer guten Wirtschaftslage und eben jener hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten getragen, so der Rat der Weisen der Immobilienwirtschaft in Deutschland. Trotz hoher Auftragsbestände zeichne sich jedoch ein allmählich schwindender Optimismus ab, sodass über das Gesamtjahr mit allenfalls moderaten Zuwachsraten auf einem hohen Niveau gerechnet werden könne.

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